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Von Röntgenstrahlung spricht man beim Vorliegen einer elektromagnetischen Strahlung etwa im ein- bis dreistelligen keV-Energiebereich. Je nach Bedarf und Einsatzzweck arbeitet man mit weicherer oder härterer Röntgenstrahlung, die man mit entsprechenden Beschleunigungsspannungen erzeugen kann.
Wie jede Strahlung, so wird auch Röntgenstrahlung beim Durchgang durch Materie absorbiert, wobei sie sich ganz ähnlich verhält wie die noch (viel) energiereichere Gammastrahlung. So gilt für Röntgenstrahlung auch das exponentielle Absorptionsgesetz (vgl. IBE "Absorption von γ-Strahlung Cs-137), aber: Das Absorptionsgesetz gilt strenggenommen nur für monochromatische(!) Röntgenstrahlung, da die Absorptionsfähigkeit der Strahlung von der Energie der Röntgenphotonen abhängig ist. Die Strahlung einer Röntgenröhre (Bremsspektrum) ist aber energiemäßig kontinuierlich verteilt und nicht monochromatisch - es sein denn, man verwendet nach Erzeugung der Strahlung entsprechende Filter, die nur die Strahlung einer bestimmten Wellenlänge bzw. Frequenz hindurchlassen.

Im Internet finden Sie viele übersichtliche Darstellungen und Zusammenfassungen zur Bildgebung mit Röntgenstrahlen im medizinischen Bereich, u. a. auch an dieser Stelle.

 

Man kann auch für das sichtbare Licht (also für Photonenenergien im niedrigen einstelligen eV-Bereich) die Absorption beim Durchgang durch ein Medium, z. B. durch transparentes, dünnes Papier, untersuchen. Auf der Seite "Experimentiere selbst - Absorption von Licht" wird beschrieben, wie Sie u. a. mit Hilfe einer (kostenlosen) App für das Smartphone solche Untersuchungen selbst zu Hause durchführen können.

Oben wurde erwähnt, dass es sich in Bezug auf die Energie der Röntgenphotonen bei einer Röntgenröhre um ein Kontinuum handelt. Auf die sich daraus ergebenden Konsequenzen hinsichtlich der Absorptionseigenschaften soll jetzt etwas genauer eingegangen werden:
Bei Verwendung monoenergetischer Strahlung, wie sie beispielsweise die Gammastrahlung darstellt, sind die ersten, zweiten, … und n-ten Halbwertsschichtdicken von Materialien immer gleich (siehe IBE "Absorption von γ-Strahlung Cs-137"). Also im Falle vom Wasser mit einer Halbwertsschichtdicke von 5 cm für Gammastrahlung von ca. 100 keV reduziert sich die Intensität der einfallenden Strahlung nach 10 cm auf 1/4 und nach 20 cm auf 1/16 der einfallenden Strahlungsintensität.
Bei der Übertragung dieser Überlegung auf die Physik der Strahlung einer Röntgenröhre muss man jedoch noch folgenden Aspekt berücksichtigen: Eine Röntgenröhre liefert das bekannte kontinuierliche Gesamtspektrum aus Bremsspektrum und charakteristischem Spektrum mit allen Energien zwischen 0 und e·UA, wobei UA die Anodenspannung und e die Elementarladung darstellen. Da die Halbwertsschichtdicken jedoch abhängig sind von der Energie der sie durchdringenden Strahlung, sind im Gegensatz zur monoenergetischen Strahlung die 1., 2. … n.te Halbwertsschichtdicken bei Verwendung von Röntgenstrahlung nicht gleich groß.
Begründung:
Will man die Gesamtenergie (Summe von 0keV bis 100keV) beim Durchgang durch Materie auf die Hälfte schwächen, benötigt man eine gewisse (anfängliche) Halbwertsdicke. Durch diese Schichtdicke wird insbesondere der niederenergetische Anteil der anfänglichen Gesamtstrahlung mehr geschwächt als der höherenergetische, sodass dann die Gesamtenergie des Spektrum zwar auf die Hälfte reduziert ist, aber nach dem Durchgang durch diese Halbwertsdicke im noch vorhandenen Spektrum der höherenergetische Anteil der Strahlung in Relation zum stärker absorbierten niederenergetischen Anteil ein gewisses Übergewicht erhält. Um danach eine weitere Halbierung der Gesamtenergie, wenn auch von dem jetzt niedrigeren Wert aus, zu erreichen, bedarf es jetzt einer etwas größeren Schichtdicke als zuvor.
Setzt man dies fort, folgt, dass die Halbwertsdicken für eine immer weiter fortgesetzte Halbierung der Gesamtenergie der noch vorhandenen Strahlung immer etwas größer werden müssen. Letztlich bleibt fast nur noch Strahlung in der Nähe der Grenze von 100keV übrig, für die dann die Halbwertsdicke mit der von 100keV reiner Gammaphotonen übereinstimmt.

Absorption von Röntgenstrahlung

UA 1. HVL 2. HVL
80 kV 4,8 mm 6,1 mm
100 kV 5,9 mm 7,6 mm
120 kV 6,9 mm 8,9 mm
140 kV 7,8 mm 10,1 mm

 

Interpretieren Sie folgende Tabelle für den Durchgang der Strahlung einer Röntgenröhre durch Aluminium:

Im folgenden IBE kann das Absorptionsgesetz experimentell überprüft werden: Es befinden sich 5 kleine dünnwandige Plastikdöschen (Innenmaß der Breite: 2,0 cm) im Strahlengang der Röntgeneinrichtung. Jedes dieser Döschen kann durch Anklicken der Reihe nach mit (leicht grün angefärbtem) Wasser gefüllt oder bei Bedarf auch wieder entleert werden, wobei die Zählraten im geradlinigen Durchgang der Röntgenstrahlung durch die Döschen sowohl für die Beschleunigungsspannung 27 kV als auch für 35 kV gemessen werden können.

 

Ermitteln Sie für 0 bis 5 wassergefüllte Döschen für beide Beschleunigungsspannungen die durchschnittlichen Zählraten und tragen Sie sie in Abhängigkeit von der Dicke der durchstrahlten Wasserschicht in die beiden Tabellen ein. Diese Werte werden automatisch in die zugehörigen Diagramme darunter übertragen.

UA = 27 kV

 

 

 

 

 

 

 

 
 

UA = 35 kV

 

 

 

 

 

 


 
 
y=
a=
y=
a=

Ermitteln Sie die Halbwertsdicken für beide Röntgenenergien und ordnen Sie sie entsprechend der Energie der Röntgenstrahlung. 

Man hört und liest häufig, dass man mit Röntgenstrahlen den menschlichen Körper "durchleuchten" kann, wobei hauptsächlich die Knochen recht stark absorbieren, sodass man deren Schatten auf den Röntgenbildern besonders gut erkennen kann. Dabei suggeriert das Wort "durchleuchten", dass ja die meiste Strahlung durch den Körper hindurchginge, ihn daher eigentlich nicht besonders schädigen könne.
Nehmen Sie hierzu insbesondere durch die oben gewonnene Erkenntnis über die Halbwertsdicke von Wasser kritisch Stellung.
Hinweise:
a) In den Zellen des menschlichen Körpers ist recht viel Wasser enthalten
(Informationen dazu z. B. an dieser Stelle).
b) In der medizinischen Diagnostik verwendete Röntgenröhren (zur Bildgebung) arbeiten zumeist mit Beschleunigungsspannungen von 20 kV bis ca. 120 kV.
c) Beachten Sie für Ihre Stellungsnahme auch die von Ihnen anhand des IBE festgestellte Tendenz für die Halbwertsdicke bei zunehmender Energie der Röntgenstrahlung.

Bereits anhand der eingetragenen Werte ist der oben erwähnte exponentielle Kurvenverlauf für den Zusammenhang zwischen der Zählrate und der Dicke der durchstrahlten Wasserschicht zu vermuten. Dieser funktionale Zusammenhang ist bereits in die beiden nachstehenden Zeilen "y = ..." eingetragen. Variieren Sie die beiden Parameter a und c so lange, bis Sie eine zufriedenstellende Übereinstimmung der Kurve mit den Messwerten erhalten, und bestätigen Sie somit den vermuteten exponentiellen Zusammenhang.

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